Man muss auch "Geduld" haben

„Man fühlt sich hier, umgeben von den himmlichen Genien des Glaubens, der Liebe, der Hoffnung und der Geduld, von denen die aus Thon geformten, mit ihren verschiedenen Symbolen versehenen Statuen die vier Ecken des hochgewölbten Zimmers einnehmen, in eine fromme Stimmung versetzt, gleich als wollten jene himmlischen Führer den beseeligenden Einfluß ihrer Begleitung auf das menschliche Herz durch den bloßen Anblick der Sinnbilder geltend machen…“, so beschreibt der Meisdorfer Pfarrer Karl Münchhoff 1834 in seinen „Mittheilungen über die alte Burg Falkenstein“ die vier allegorischen Figuren, die zu jener Zeit die vier Ecken des „Kleinen Salons“ im Nordflügel zierten.

Noch heute befinden sie sich, jeweils auf einem achteckigen schlanken, vermutlich von Friedrich August Stüler gestalteten Sockel stehend, auf dem Falkenstein. Jedoch, es sind nur noch drei: der „Glaube“, die „Hoffnung“ und die „Geduld“! Die „Liebe“ ist verschollen. Der ursprünglich neogotisch gestaltete „Kleine Salon“ wurde 1935 zerstört. 1985 entdeckte man die – allerdings aus Gips, nicht wie Münchhoff behauptete, aus Ton gefertigten – Figuren in einem Keller wieder. Seit 2003 befinden sie sich im rekonstruierten und wieder im alten Glanz erstrahlenden Königszimmer.

Woher sie stammen, ist nicht ganz geklärt. Vielleicht aus dem Nachlass des 1831 verstorbenen Naumburger Domherrn Johann Christian Leberecht von Ampach, von dem Graf Ludwig I. von der Asseburg-Falkenstein zahlreiche Stücke aus dessen Sammlung erworben hatte. Sie scheinen auch eher zu Beginn des 19. Jhs. gefertigt worden zu sein und entstammen möglichweise der „Berliner Bildhauerschule“. Dafür spricht, dass zumindest die „Hoffnung“ sehr der 1802 von dem berühmten preußischen Bildhauer Gottfried Schadow modellierten Statue der Friederike Unger als „Hoffnung“ ähnelt. Schadow war Gründer der "Berliner Bildhauerschule". Ob die Figuren - wie allgemein angenommen wird - von dem Bildhauer Christian Friedrich Tieck gefertigt worden, darf wohl angezweifelt werden, denn in seinen gut dokumentierten Werken erfährt man von solch einem Auftrag nichts.

Die Figuren – Glaube, Liebe, Hoffnung – symbolisieren die drei christlichen Tugenden. Zwar gehört „die Geduld“, dargestellt mit einem frommen Lamm als Symbol für die heilige Agnes, nicht in den Reigen, wurde aber auch oft dargestellt. Möglicherweise ließ Graf Ludwig I. die "Geduld" aber auch als Mahnung an sich selbst aufstellen, um sein mitunter aufbrausendes Temperament zu zügeln, so vermutet es Eva Börsch-Supan in ihrem Beitrag zur Burg Falkenstein (IV. Band der Schriftenreihe der Stiftung, 2006).